1991 begann in Deutschland mit Inbetriebnahme der ersten Schnellfahrstrecken und der ersten Generation weißer ICE-Triebwagen das Hochgeschwindigkeitszeitalter auf der Schiene. Das wäre beim
VD-T
genau so gewesen, nur dass die Schnellfahrstrecke von Hannover ab Fulda
nicht nach Würzburg, sondern zum wichtigeren Frankfurt geführt hätte.
Die ICE-Linien 3 und 6 wären dadurch eine halbe Stunde schneller gewesen
und hätten jeweils einen Triebwagen weniger benötigt.
Der
VD-T hätte schon früher gemerkt, dass
die Nachfrage nur auf wenigen Linien für einen ganztägigen Einsatz von
358 Meter langen Garnituren reicht. Und daher nur bis 1992 für die drei
ersten ICE-Linien 3, 4 und 6 zwischen Hamburg und München (wie in der
Realität) 40 ICE-1 beschafft.
Der Industrie möglicherweise schon in
Aussicht gestellte Nachbestellungen hätte man in 51 ICE-2 umgewandelt:
Sie sind weitgehend baugleich, aber nur 205 Meter lang. Dadurch gäbe es
nur 91 statt 104 Triebzüge der ersten Generation, die nicht über die
Schnellfahrstrecken Köln - Frankfurt und Stuttgart - Ulm fahren dürfen.
Um diese zwei wichtigen Achsen mit
möglichst vielen Linien zu bedienen, gäbe es 100 statt 63 ICE-3 Sie
hätten mehr gemeinsame Bauteile mit den anderen ICE-Baureihen und
dadurch beim VD-T
weniger als in der Realität gekostet. Dafür wären natürlich die
Neubaustrecken durch aufwän-digere Gleis- und Signaltechnik teurer
geworden.
Die größten Unterschiede sähe man
abseits der Schnellfahr-strecken: Der
VD-T hätte dort nämlich viel mehr
Abschnitte gezielt modernisiert, um die Reisezeiten flächendeckend zu
verkürzen. Das hätte zur Folge, dass es weniger kurven-reiche Abschnitte
gäbe und die „aktive Neigetechnik“ noch weniger Fahrzeitgewinne als in
der Realität brächte.
Die 117 ICT-Triebzüge hätten daher
nur „passive Neige-technik“: Dabei schwingt der oberhalb des
Schwerpunkts aufgehängte Wagenkasten nur durch die Fliehkraft bis zu 3,5
Grad nach außen, man braucht keine Stellmotoren im Zug und keine Balisen
an der Strecke. Die Reisezeit schrumpft um maximal 5
%, was der VD-T
in seinen Fahr-plänen berücksichtigt.
Der VD-T hätte von
1985 bis 2010 neue Züge für 5,65 statt 4,75 Milliarden Euro beschafft.
Auf dem deutschen Anteil des
VD-T-
Fernverkehrsnetzes sind in der Normalverkehrszeit (NVZ) 297
Garnituren unterwegs. Mit 11 % Betriebsreserve braucht man 329
Garnituren – diese Fernverkehrsflotte hätte seit 1988 rund 5,65
Milliarden Euro gekostet. Das sind 900 Millionen Euro (= 19
%) mehr als die realen 4,75 Milliarden Euro. Vor allem durch
kostengünstigere Züge mit passiver statt aktiver Neigetechnik und
technisch weniger aufwändige ICE-3-Garnituren gäbe es überproportional
mehr Platz: 140.500 Sitze beim VD-T
wären 24.000 bzw. 20,6 % mehr als die realen 116.500 Sitze.
Besonderen Augenmerk richtet dieses
Konzept auf den Internationalen Fernverkehr: Bis zur Jahrtausendwende
gab es überwiegend lokbespannte Wagenzüge, die man durch den Austausch
der Loks an den Staatsgrenzen recht einfach an die unterschiedlichen
Strom- und Signalsysteme anpassen konnte. Fest gekuppelte Triebzüge
müssen hin-gegen alle Systeme an Bord haben. Das ist recht teuer und
daher nahmen die Umsteigezwänge in den letzten Jahren leider spürbar zu.
Der
VD-T hätte versucht, dem durch gemeinsame
Fahr-zeugpools mit Nachbarstaaten entgegen zu wirken. Für das
beschriebene mitteleuropäische
Liniennetz braucht
man 376 und
mit 11
% Betriebsreserve
418 Garnituren
– auf
Deutsch-land entfallen davon 329 und auf die anderen Staaten 89
Garnituren. Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, Polen,
Tschechien, Österreich und Italien sind durch Kauf oder Anmietung von 2
ICE-1, 16 ICE-3, 11 TGV, 34 ICT und 26 „sonstige Zügen“
beteiligt. Im Gegenzug kauft oder mietet Deutschland 9 TGV und 12
„sonstige Züge“ .
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